
Köln | Virtuelle Wortgefechte ohne Ende!
Der Kölner Neumarkt kommt nicht zur Ruhe. Am Freitag Nachmittag war in den sozialen Medien für die Kölner CDU ein Posting erschienen, das den jetzt bekannt gewordenen Plan des neuen Suchthilfezentrums der Verwaltung auf einer Grünfläche an der Wilhelm-Hoßdorf-Straße zum Thema hat.
Botschaft: „Die Stadt setzt zentrale CDU-Forderungen um: Das Suchthilfezentrum wird verlegt und neu aufgestellt. Echte Hilfe für schwerstabhängige Menschen – gebündelt an einem Standort. Orientierung am Züricher Modell. Klare Trennung von Hilfeangebot und öffentlichem Raum. Ziel: Neumarkt bis 2026 von der Drogenszene befreien.“

Dazu wurde Partei-Größe Bernd Petelkau wie folgt zitiert und mit Konterfei gezeigt: „Das neue Konzept und die Verlagerung des Standorts vom Neumarkt an die Wilhelm-Hoßdorf-Straße ist richtig. Das Suchthilfeszentrum ermöglicht echte Hilfe für schwerstabhängige Menschen und schafft zugleich die Voraussetzung, den Neumarkt von der Drogenszene zu befreien. Dieses Konzept muss bis Ende 2026 umgesetzt sein, auch wenn das ein ambitionierter Fahrplan ist.
Denn der Neumarkt muss endlich wieder ein Ort für die Menschen sein, die dort wohnen, arbeiten und sich aufhalten. Das bedeutet auch: konsequentes Einschreiten von Ordnungsdienst und Polizei gegen offenen Drogenkonsum und -handel.“
Kölner Neumarkt: Kiosk-Betreiber fühlt sich hilflos
Es dauerte nicht lange und User schalteten sich in der Kommentarzeile dazu ein. Denn viele finden, dass das eigentliche Problem überhaupt nicht gelöst, sondern einfach (ins Pantaleonsviertel) verfrachtet werde. Auch kölsche Möchtegern-Politstrategen mischen mit.
Der Kölner Sicherheitsexperte Stefan Bisanz kritisierte den Petelkau-Post substanziell: „Sehr geehrter Herr Petelkau, die Wortwahl ist schon falsch. Es gibt kein Suchthilfezentrum am Neumarkt und es wird auch keins gebraucht. Es ist ein Drogenkonsumraum, der die Anforderungen der NRW-Verwaltungsvorschrift leider nur zu ca. 30% erfüllt.
Der Standort Wilhelm-Hoßdorf-Straße ist ungeeignet: z.B. zu nah an einer Schule, unübersichtliche Umgebung und viel zu nah am Neumarkt. Vom Züricher Modell ist die Stadt Köln noch meilenweit entfernt
Leider, leider ein untauglicher Versuch.“

Petelkau reagierte darauf: „Polizei und Staatsanwaltschaft wurden seitens der Verwaltung eng eingebunden, damit sollte gewährleistet sein, dass es funktioniert und den gewünschten Effekt liefert.“
Prompter Konter von Bisanz: „Zuständig ist die Stadt und der Rat hat es beschlossen. Dort sitzt keine Polizei und keine Staatsanwaltschaft. Es ist schon strukturell komplett falsch angelegt. Und es hätte vermieden werden können!“

Auch der direkt auf dem Neumarkt ansässige Kiosk-Betreiber Paolo Santos, der mit einer Online-Petition offenbar auf verlorenem Posten seit Monaten um seine Existenz kämpft, reagierte geradezu verbittert.
Denn er fliegt bald zugunsten der Kümmerer vor Ort aus seinem Betrieb raus und schrieb zur Diskussion auch einen Kommentar: „Danke
und deshalb mir den Mietvertrag kündigen, damit aus meinem Kiosk auf dem Neumarkt ein Kummerkasten werden soll? Was für eine sinnlose Aktion. Ich wünsche euch allen dasselbe, was ihr mir gerade antut.“