
Köln | Was für ein Abend. Was für eine Gänsehautstimmung.
Es war die bereits elfte „Loss mer schwade“-Runde in 2025. Doch diesen Talk im Kaiserbahnhof zu Brühl wird man so schnell nicht vergessen.
Weder die über 150 Zuschauer vor Ort, noch die vielen User am Livestream.
Die Größen des Kölner Karneval vereint in Brühl
Denn das Gespräch zwischen Grandseigneur Ludwig Sebus, Entertainer JP Weber, Sitzungspräsident Volker Weininger, Stimmungssängerin Bianca und Moderator Markus Krücken wurde alles, nur nie langweilig.

Kein Gemurmel, keine klirrenden Gläser. Die Protagonisten empfanden die Atmosphäre des Abends, den Biancas Freund Dennis tontechnisch perfekt unterstützte, als einfach angenehm.
„Bei Loss mer schwade gibt es kein Thema, das ausgeklammert wird“, lobte Sebus das Format, bei dem er schon häufig zu Gast war, „wichtig ist, dass die Menschen hier zusammenkommen, weil sie das Gefühl haben, man kann hier kölsch sprechen wie man will und dass man keine Scheu haben muss, dass ein Satz falsch liegt.“
Der Saal im ruhmreichen Ambiente war allein aus Respekt mucksmäuschenstill, wenn der 99-jährige Ludwig, der im September ein kölsches Jahrhundert vollmachen wird, begann von früher und seine Sicht auf die heutige Zeit zu erzählen.

„Ludwig ist einfach ein Phänomen“, feierte Weininger die Krätzchen-Legende, „Ich freu mich jedesmal, wenn wir uns sehen, das ist jedesmal sehr herzlich. Ich war verwundert wie früh du meine Karriere verfolgt hast und informierst warst was ich mache. Was ich bei dir bewundere, ist deine unglaubliche Klarheit im Kopf. Du zeigst immer klare Kante gegen Rechts.“
Applaus im Publikum, das mit illustren Gesichtern bestückt war.
Ob Produzenten-Legende Reiner Hömig, Kölle singt-Urgestein Stephan Brandt, Karnevalsinsiderin Simone Heuter, Star-Reporter Marcel Schwamborn, Polit-Hoffnung Caroline Bosbach, Straßenbahnsitzungs-Größe Markus Petry, die Kleine Erdmännchen-Vorstände René Boldt und Jörg Heseding uvw., sie alle waren nach Brühl gekommen und bekamen zeitweilig eine „History Lesson“ über den kölschen Fasteleer geboten.

Ostermann-Medaillenträger Weber bewies seine differenzierte und sehr reflektierte Haltung zum legendären Karl Küpper, der sich in der Nazi-Zeit auf der Bühne auf eigenes Risiko über die braune Masse lustig gemacht hatte: „Zu der Zeit brachte er Sachen, da gehörte Mut zu. Nach dem Krieg ist er politisch nicht unbedingt so korrekt gewesen.“
Weininger lobte dabei die Interpretation Gerd Kösters von Küpper, den er in einem Theaterstück gespielt hatte. Natürlich ging es aber nicht nur um früher, sondern auch den derzeitigen Fasteleer.
Einhellig Verständnis bewies die Runde für die Kollegin Ingrid Kühne, die vor kurzem ihren Abschied aus der Session angekündigt hatte und erklärte, vorerst nur ihr Solo-Programm zu machen, da sie den Respekt vor den Rednern im Karneval vermisse. Es sei schlicht immer schwerer Gehör zu finden.

Weininger betonte dabei die Wichtigkeit der Sitzungsleiter („Da muss man Eier haben, einen Saal runterzuholen“) und erläuterte in diesem Zusammenhang, dass er ein Punktesystem mit Farben als „schwarze Liste“ angelegt hat, mit dem er seine Auftritte nachträglich in den Schauplätzen bewertet.
Zum Beispiel solche bei den unruhigen Zeltsitzungen. Weininger: „Es gibt große Zelte, da gibt es große Sektionen von Leuten, die wahrscheinlich heute nicht wissen, dass ich letztes Jahr da war. Da ziehe ich aber meine Konsequenzen draus. Ich führe Buch wo es schön war und nicht schön war.“
„Ich bin kein Freund von Flüstersitzungen, denn da finde ich kein Tanzcorps“, so Weber, der dem ebenso anwesenden Kult-Physio Wilfried Wiltschek für seinen Einsatz für die Tanzgruppen spontan dankte.
Sängerin Bianca singt Schlager und Karneval. Aber was am liebsten? „Ich habe 22 Jahre lang im Karneval getanzt, ich bin auf der Bühne zuhause. 2019 durfte ich Ersatzsängerin werden bei einer kölschen Band und zeitgleich habe ich in einem Tanzcorps getanzt. Während Corona habe ich angefangen Schlager zu produzieren und zu schreiben und dachte: Warum soll ich das zur Seite legen? Irgendwann sind meine Beine und Knochen im Eimer“.

Sie drängt immer mehr auf die Bühnen und ins Rampenlicht und musste in der zweiten Halbzeit des launigen Talkabends nicht lange überlegen, als sie auf Marita Köllner angesprochen wurde. „Idol! Die kommt in den Saal und der Saal steht. Eine liebevolle Kollegin, ich durfte sie Weiberfastnacht umarmen. Und familiär gibt es auch eine Verbindung.“
Die Macher um Markus und Yener Kisla dankten vor allem Tausendsassa Edgar Busch, der die Orga maßgeblich unterstützt hatte sowie dem umsichtigen Wirt Kai Forschbach mit seinem fleißigen Service-Team, das keine kulinarischen Wünsche unerfüllt ließ.

Bezeichnend die Grußbotschaft von Talk-Besucherin Danny an unser Format via Instagram: „Neben Toni & Heli Steingass war Ludwig Sebus der erste „Sänger“ im Kölner Karneval, den ich als Kind bewusst auf einer Pfarrsitzung in Köln gesehen habe und mich noch dran erinnern kann. Da war für mich klar, ich will da auch rauf auf die Bühne. Hat noch bis zum 19. Lebensjahr gedauert & dann wurde es tänzerisch, aber für mich ein ganz, ganz großer und bewundernswerter Mensch.
Ich war sooooooooo glücklich als ich gestern ein Foto mit ihm machen konnte. Ich bin gestern ganz, ganz dankbar heimgefahren. Danke für den tollen, kurzweiligen Abend hiervon schönen Brühl. „
Auf eine baldige Wiederholung!