
Köln | Großer Bahnhof in Dormagen! Beim Loss mer Schwade-Talk mit Bürgermeister Erik Lierenfeld, CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach und FC-Retter Friedhelm Funkel war die Stimmung im „Streetlife“ auf der Kölner Straße am Sonntag Nachmittag bestens und das Publikum in der vollen Hütte von Inhaber Daniel Fiori trotz Regens dankbar.
Funkel hatte den FC mit zwei Siegen in Nürnberg und gegen Kaiserslautern im Schlussspurt der Zweitligasaison vor wenigen Wochen ins Oberhaus gehievt.
Wie geht es nun mit ihm weiter, nachdem Lukas Kwasniok als sein Nachfolger feststand?
Lob für Kompromiss zur „Overath-Halle“
„Wir haben das in den zehn Tagen ganz gut hinbekommen. Urlaub hatte ich nach dem letzten Spiel und ich werde auch in der nächsten Woche Urlaub machen, aber ich bin nach wie vor glücklich mit den Aufgaben und heiß auf Fußball“, so der Retter, „Ich schließe nicht aus, dass ich nochmal aushelfen werde, ich habe das große Glück gesund zu sein.
Das hat mir soviel Spaß gemacht wieder auch zu sehen, dass du mit jungen Spielern was bewegen kannst. Das können nicht nur junge, sondern auch erfahrene Trainer. Es ist aber kein Muss. Ich hatte eine tolle Zeit beim FC; die werde ich niemals vergessen. Das Bundesliga-Geschehen in der 1. und 2. Liga werde ich nach wie vor intensiv beobachten, denn Fußball ist mein Leben“.

Auch die Chef-Sache ist am Geißbockheim bekanntlich vakant. Drei Teams bewerben sich um die neue Vorstandsführung. „Ich habe eine gute Meinung von den Dreien, die vom Mitgliederrat benannt worden sind. Das hörte sich ganz gut an. Weil ich sportliche und wirtschaftliche Kompetenz erkennen kann. Positiv ist es, dass es überhaupt mal wieder einen Wahlkampf gibt“, so Funkel.
FC-Fan Bosbach: „Wen ich gut kenne, ist Sven Georg Adenauer, der gut organisieren kann, das hat als Landrat in Gütersloh bewiesen. Ich kenne seine Leidenschaft zum Sport und Liebe zum FC. Der bekommt meine Stimme.“
Was traut der „Bundeskanzler der Herzen“ dem FC in der neuen Saison zu? „Wichtig ist, dass es drei Vereine gibt, die weniger Punkte haben als Köln. Zwischen 12 und 14 wäre alles in Ordnung, man darf nicht die Ansprüche zu hoch schrauben. Die Schere geht immer weiter auseinander.“
Da stimmte Funkel zu: „Es wird immer schwerer mitzuhalten, man muss sich realistische Ziele setzen. Es kann nur ein Ziel geben, drei Mannschaften hinter sich zu lassen, auch den 15. Platz würde Köln heute unterschreiben. Wie schwer es alleine ist die Spieler zu halten, sieht man allein an Downs, Finkgräfe. Bei Eric Martel hoffe ich, dass er bleibt, weil er ein ganz wichtiger Spieler ist für den 1. FC Köln.

Ragnar Ache hat eine hohe Anzahl von Toren in Kaiserslautern gemacht, aber auch er muss sich erstmal an die 1. Liga gewöhnen. Wenn er gesund bleibt, glaube ich schon, dass er einige Tore erzielen wird, er ist ein hervorragender Spieler, extrem kopfballstark, ein richtig guter Zugang von Thomas Kessler. Wie Johannesson, der laufstärkste Spieler der gesamten Saison. Das sind zwei Top-Transfers, aber die reichen nicht aus. Sie haben Krauß und Kaminski verpflichtet, ich hoffe, dass sie schnell ein gebaut werden können. Lukas, der neue Trainer, setzt auf junge Spieler. Wir können vorsichtig optimistisch sein, dass der FC eine gute Saison spielt.“
Funkel gewährte auch eine Innenansicht zum vieldiskutierten Geißbockheim-Ausbau, nachdem Lierenfeld die Wichtigkeit von guter Infrastruktur bei Sportstätten betont hatte: „Seit 2022 hat sich schon einiges am Geißbockheim zum Positiven verändert. Das ist der Verdienst von Christian Keller, er hat das Funktionsgebäude der Lizenzspieler viel größer und besser gemacht, die Kabinen sind viel besser geworden. Das ist eine Multifunktionshalle entstanden, wo Wolfgang Overath bis vor drei Jahren noch Fußballspiel hat. Die Halle war den Altinternationalen heilig, aber Christian Keller hat es mit Wolfgang irgendwie geschafft einen Kompromiss zu finden.
Das ist gut für den Zusammenhalt innerhalb des Klubs. Es ist ein Besprechungsraum ausgebaut worden, der wie ein kleiner Kinosaal aussieht, das ist ganz toll. Was eben noch fehlt, sind Trainingsplätze, da sind immer noch zuwenig. Da spielt die Politik eine riesige Rolle, es ist nicht einfach im Grüngürtel was zu verändern, aber das ist zwingend notwendig, das ist nicht Bundesliga-like – gerade was die Jugend angeht.“

Das sagte er im Nachgang zum Tim Lemperle-Eklat: „Mit der heutigen Erfahrung ist man da humaner umgegangen. Es war absolut Mist was er gemacht hat, aber ich hab ihn nicht freigestellt, er hat Reue gezeigt und dann war alles gut. Respekt, Pünktlichkeit, Disziplin sind unverhandelbar, aber ansonsten muss man versuchen die jungen Leute zu verstehen und nicht alles abblocken. Ich bin in der Lage diese Dinge mit den jungen Spielern zu handeln. Jeder Spieler, ob 17 oder 34, hat mich geduzt und ich hab kein Problem damit gehabt. Die jungen Menschen sind selbstbewusster geworden, ich fand das echt gut. Es zeigt, dass sie den Trainer für nahbar gehalten haben.“
Eine Runde Mitleid gab es für Schalke 04. Friedhelm: „Die Schalker haben zuletzt zu sehr in der Vergangenheit gelebt. Man hat in den letzten vier Jahren glaube ich zehn Trainer gehabt. Da wird nicht verantwortungsbewusst gearbeitet wie man es sich wünscht und braucht Erfolg zu haben. Unter Clemens Tönnies haben sie noch Erfolg gehabt. Aber die Zeiten sind vorbei und das Präsidium hat sich stetig neu verändert. Vielleicht schafft es jetzt Frank Baumann.“