
Köln | Wer am Wochenende über die Kölner Ringe spaziert, kommt an ihm kaum vorbei.
Seit vielen Jahren schon macht das frühere Milieu-Original Anton Claaßen (78), bekannt als „Der Lange Tünn“ eine Führung für Interessierte und erzählt an den Schauplätzen von einst Anekdoten vom einst gefürchteten „Chicago am Rhein“.
In derbstem Urkölsch auf eine ihm eigene Art. Denn wer den Langen Tünn kennt, weiß, dass er kaum eine Gürtellinie kennt und frei drauf los redet.
Das polarisiert und ist daher freilich nicht jedermanns Sache. So rät beispielsweise ein Online-Portal von den berüchtigten Führungen als eine von 11 „Tourifallen“ ab:
„Der Lange Tünn – eine kölsche Türsteher- und Rotlicht-Legende – war in den 60er- bis 80er-Jahren eine echte Größe des Kölner Nachtlebens. Damals wurde die Stadt wegen ihrer hohen Kriminalitätsrate noch „Chicago am Rhein“ genannt. Aus dieser Zeit berichtet Anton Claaßen – wie der lange Tünn mit bürgerlichem Namen heißt – inzwischen bei Stadtführungen“, heißt es.

Und weiter: „Allerdings haben uns inzwischen mehrere Zuschriften von Köln-Besucher*innen erreicht, die von frauenfeindlichen und homophoben Kommentaren während der Tour berichten. Ein absolutes No-Go! Dann schließt euch lieber einer der vielen anderen Stadtführungen an – oder erkundet Köln selbst zu Fuß.“
Tourifalle Tünn? Dubios nur, dass die gleiche Seite auf einer anderen Version die Führung noch mit „Lohnt sich“ bewirbt:
Die Zocker-Legende, die schon bei Jan Böhmermann zu Gast war und seine Erlebnisse in Buchform erfolgreich herausgebracht hat, fällt mit Manager Roland Bebak jedenfalls aus allen Wolken.
„Wir machen die Touren seit vielen Jahren und weisen bewusst darauf hin, dass Tünn eine Satire- und Kunstfigur ist. Gerade das macht ihn aus und der Erfolg der Führung über die Jahre spricht, denken wir, für sich“, so Bebak, „Tünn kommt aus einer anderen Zeit und ist dafür da, die Leute zu unterhalten.“
Bis Ende 2026 will Claaßen noch die Touren machen. Dann will er dem Alter Tribut zollen und aus gesundheitlichen Gründen aufhören.